Motivation

In Westeuropa und Nordamerika ist das Prostatakarzinom (PCa) die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung bei Männern und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache. Das Prostatakarzinom ist eine sehr heterogene Erkrankung, und bisher beruhen die meisten Behandlungsalgorithmen auf einer klinischen Risikostratifizierung auf Grundlage des Tumorstadiums (T-Stadium), des PSA-Werts (Prostata-spezifisches Antigen) zum Zeitpunkt der Diagnose und der Gleason-Graduierungs-Gruppe (GG). Obwohl sich diese klinische Risikostratifizierung als prognostisch und prädiktiv erwiesen hat, werden noch bessere Biomarker benötigt, um die Patientenstratifizierung zu verbessern.

Der Gleason-Score (GS) ist eine Klassifizierung des histologischen Wachstumsmusters von Prostata-Adenokarzinomen. Der Gesamt-GS (von 6 bis 10) ergibt sich aus der Summe der beiden häufigsten vorherrschenden Muster (von 1 bis 5) in der Probe. Zur feineren Stratifizierung entwickelte die Internationale Gesellschaft für Urologische Pathologie (ISUP) eine neue Einteilung in fünf GGs, um GS 7(3+4) (in der ISUP 2014 als GG2 bezeichnet) von GS 7(4+3) (GG3) zu unterscheiden. Im Jahr 2019 wurden weitere ISUP-Änderung für das PCa-Grading aufgegriffen, die die Angabe des prozentualen Anteils von GS4-Mustern in jedem Fall von GG2 oder GG3 empfiehlt.

Trotz all dieser Änderungen weisen sowohl das GS- als auch das GG-Einteilungssystem immer noch einige Unschärfen auf. Vor allem die Gruppe der GG2 (Gleason 3 + 4) PCa Patienten wird derzeit gemäß Leitlinienempfehlung immer noch aktiv therapiert, obwohl einige der Patienten mit dieser Therapiestrategie übertherapiert werden.

Es besteht also die dringliche Notwendigkeit, bessere molekulare und genetische prognostische Biomarker zu entwickeln, die in Kombination mit klinisch-pathologischen Merkmalen interpretiert werden können. Hierzu gehören metabolombasierte Biomarker, mRNA-basierte Blutbasierte Biomarker, Urin-Biomarker und genetische gewebebasierte Biomarker. Bemerkenswert ist, dass von der Fülle an beforschten Biomarkern bislang lediglich 2 von der FDA für bestimmte Indikationen (PCA3 und Polaris) zugelassen sind. In Europa ist bislang keiner dieser Tests für das Prostatakarzinom in der klinischen Versorgung etabliert.

Im Rahmen des PROSurvival-Projekts wird überprüft, ob mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) aus den histo-pathologischen Bildern Muster zu erkennen sind, mit deren Hilfe das biochemische Wiederauftreten des Krebses bzw. das Überleben der Patienten verbessert vorherzusagen. Ziel ist es also, diejenigen Patienten zu identifizieren, die sicher zukünftig auf eine aktive Therapie verzichten können oder unbedingt eine aktive Therapie benötigen.